Beispiele
Träume können sehr vielfältig sein und erfordern unterschiedliche Herangehensweisen.
Hier zwei Beispiele aus der Praxis.
Lisa Z., 35 J., eine beruflich erfolgreiche Frau, kam zu mir wegen Beziehungsproblemen. Außerdem litt sie seit der Kindheit unter wiederkehrenden Ängsten. Sie erzählte in einer unserer Sitzungen von folgendem Albtraum:
„Ein Pitbull verfolgt mich auf einer geraden Straße und ich bin weggerannt“
Die Analyse des Traums ergab, dass sie auf ihrem bislang sehr geraden Lebensweg von einem lebendigen Aspekt ihrer Selbst verfolgt wird. Diese Seite in ihr macht ihr Angst. Da ihr diese Energie nicht vertraut ist, erlebt sie sie als bedrohlich.
Der Hund symbolisiert unsere kultivierte Natur und unsere Triebe. Er steht für die Liebe und Treue zu sich selbst. Diese Seite will von ihr angenommen und integriert werden. Im Traum wird Lisa Z. durch die Rasse zusätzlich mit ganz besonderen Eigenschaften und Energien konfrontiert. Der Pitbull symbolisiert große Kraft, einen starken Willen, aber auch Familiensinn und Kinderliebe. Er ist grundsätzlich sehr verspielt, gutmütig und seinem Wesen nach eigentlich kein Kampfhund. Das wird ihm lediglich antrainiert und in diesem Sinn wird er oft verkannt. All das sind jedoch auch Eigenschaften von Lisa M.
Sie erlebt im Traum, dass sie vor der Konfrontation mit dieser ambivalenten Kraft in ihr davonläuft. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass ihr die Gründung einer Familie wichtig ist.
Nachdem wir den Inhalt des Traums besprochen hatten, arbeiteten wir mit inneren Bildern an der Wandlung dieser Seelensituation. Dabei stellte sie letztlich berührt fest, dass der Pitbull gar nicht gefährlich für sie war. Sie konnte Kontakt mit dem Hund aufnehmen, mit ihm reden und ihn streicheln. Lisa Z. war von dieser Erfahrung tief beeindruckt und sehr berührt.
Heute ist sie in einer festen Beziehung und Mutter einer kleinen Tochter.

Theresa G., 45 J. alt, kam zu mir wegen Depressionen nach der Trennung von einem Mann mit stark narzisstischen Verhaltensweisen. Die langjährige Beziehung hatte sie massiv an ihrem Selbstwert zweifeln lassen. Am Ende unserer Zusammenarbeit hatte sie folgenden Traum:
„Ich stehe nackt vor einem Spiegel und sehe mich. Mir fallen vor allem meine schönen Haare auf.“
Dieser sehr schöne Traum zeigt, dass Theresa nun zu echter Selbsterkenntnis und Selbstreflexion in der Lage war. Ein wichtiges spirituelles Ziel im Sinne: Erkenne dich selbst. Theresa sah sich genauso, wie sie wirklich ist. Es gab keinerlei Makel. Auf der Traumebene steht das für die Reinheit ihrer Seele und die Liebe zu sich selbt. Dass sie ihre Haare schöner empfand als real, deutet auf die zurück gewonnene Vitalität und Geisteskraft hin, die sich im Haar symbolisiert. Außerdem ist es Ausdruck ihres Aufblühens im Erleben ihrer Wertigkeit und Weiblichkeit. Nach langer Zeit des Suchens hat sich die Träumerin selbst wieder entdeckt. Ihr Nackt-Sein unterstreicht ihr wahres Sein, ohne Allüren und ohne jede Hülle. Es zeigt ihr Einssein mit sich ohne Scham oder Selbstverurteilung.
Der Spiegel hat die besondere Fähigkeit Licht zu spiegeln. Dieses Licht ist die Träumerin selbst. Für die Herstellung von Spiegeln wurde lange Zeit Silber zur Beschichtung verwendet. Silber ist das Element des Mondes, der Seele und der Weiblichkeit. Silber ermöglicht den Zugang in die Tiefe der Seele. Theresa Z. bekam also durch den Traum die Rückmeldung ihrer Seele, dass sie jetzt tatsächlich fähig ist, in ihr Unbewusstes zu schauen und sich dort selbst mit allen diesen Aspekten zu erkennen und anzunehmen.
